Kontakt: Krisendienst Würzburg, Kardinal-Döpfner-Platz 1, 97070 Würzburg, Telefon 0931 / 57 17 17
Träger des Dienstes ist die Arbeitsgemeinschaft „Ökumenische Telefonseelsorge und Krisendienst Würzburg/Main-Rhön“ (Diakonisches Werk Würzburg und Caritasverband für die Stadt und den Landkreis Würzburg). Im Tagdienst des Krisendienstes Würzburg arbeiten vier Mitarbeiter in Teilzeit, im nächtlichen Bereitschaftsdienst sind 35 ehrenamtliche Fachkräfte tätig. In Bayern gibt es insgesamt fünf Krisendienste: München (zwei), Nürnberg, Regensburg und Würzburg.
Jubiläumsfeier im Juni
Das 25jährige Jubiläum wurde am Freitag, 24. Juni mit einer Feierstunde im Würzburger Burkardushaus begangen. „Es ist einfach schön, mit Euch zu arbeiten“, dankte Waltraud Stubenhofer, Leiterin des Krisendienstes, allen Haupt- und Ehrenamtlichen. Im Festvortrag mit dem Titel „Mit Resilienz Krisen überwinden“ gab Professorin Jutta Heller den Festgästen Tipps, wie sie ihre innere Stärke fördern können.
„Der Krisendienst ist ein Ort, an den sich Menschen wenden können, die sich in der Finsternis einer Lebenskrise befinden“, sagte Dr. Edda Weise, evangelisch-lutherische Dekanin in Würzburg und stellvertretende Vorsitzende des Kuratoriums. Ihre besondere Anerkennung galt den Mitarbeitern, die „mit stiller und nachhaltiger Energie“ den Menschen beistünden. „Menschen in einer Krise werden Tag und Nacht und an den Wochenenden gut begleitet.“ So hätten sich im vergangenen Jahr während der Öffnungszeiten rund 500 Personen an den Krisendienst gewandt, die Zahl der nächtlichen Anrufe habe rund 700 betragen. Weise erinnerte an das Bibelwort „Einer trage des anderen Last“: „In diesem Sinne feiern wir auch das 25-jährige Jubiläum.“
„Jede Krise ist ein Ausdruck für die Tatsache, dass sich in einem Leben etwas verändern muss“, sagte Domkapitular Dr. Jürgen Vorndran, Vorsitzender des Kuratoriums. In seinem spirituellen Impuls erinnerte er an Johannes den Täufer. Bei seiner Geburt habe dessen Vater ausgerufen: „Du wirst dem Herrn vorangehen und ihm den Weg bereiten.“ Johannes sei nicht selbst das Licht gewesen, sondern habe Zeugnis vom Licht ablegen wollen. Auf den Mitarbeitern des Krisendienstes lasteten hohe Erwartungen, schlug Vorndran den Bogen zum Krisendienst. „Aber wir können keine Wunder vollbringen, wir können nur mitgehen“, betonte er. Die Mitarbeiter könnten nicht alle Erwartungen auf sich nehmen, die an sie herangetragen werden. „Dafür ist ein anderer da“, betonte Vorndran.
Die enge Verbundenheit des Bezirks mit dem Krisendienst betonte Bezirkstagsvizepräsidentin Eva Maria Linsenbreder in ihrem Grußwort. „Selbstverständlich unterstützen wir gerne die hochprofessionelle Arbeit des Krisendienstes. Für viele verzweifelte Menschen ist der Krisendienst zu einem Licht der Hoffnung und Zuversicht in einer scheinbar ausweglosen Situation geworden. Damit zählt er zu den Fundamenten der ambulanten Gemeindenahversorgung.“ Eine Gesellschaft müsse sich daran messen lassen, wie sie mit ihren schwächsten Mitgliedern umgehe, sagte Linsenbreder und dankte den Mitarbeitern für ihr „segensreiches Wirken“. Im Namen der Notfallseelsorge gratulierte Diakon Ulrich Wagenhäuser, Diözesanbeauftragter für die Notfallseelsorge, zum 25-jährigen Bestehen. Er dankte für die „gute, effektive und vertrauensvolle“ Zusammenarbeit und wünschte Gottes Segen für den Dienst der Mitarbeiter am und für die Menschen.
Innere Stärke fördern
In ihrem kurzweiligen Vortrag „Mit Resilienz Krisen überwinden“ erklärte Professorin Jutta Heller den Zuhörern, wie sie ihre innere Stärke fördern können. Heller ist Buchautorin und Expertin für Resilienz. „Eigenliebe ist kein Egoismus, sondern die Voraussetzung dafür, um seine Arbeit gut machen zu können“, sagte sie. Sie nannte „sieben Schlüssel“, die nach ihren Worten wichtig für innere Stärke sind: Akzeptanz, Optimismus, Selbstwirksamkeit, Eigenverantwortung, Netzwerkorientierung, Lösungsorientierung und Zukunftsorientierung. Akzeptanz beispielsweise bedeute auch, die eigenen Fehler zu akzeptieren: „Auch wenn ich nicht so perfekt war, trotzdem liebe und akzeptiere ich mich so, wie ich bin.“ Zu den Schlüsseln gehöre auch, sich bewusst zu machen, was im Leben wirklich wichtig sei.
Heller gab auch praktische Tipps, wie man im Hier und Jetzt die eigene Resilienz stärken kann. So probierten die Festgäste zum Beispiel unter viel Gelächter das „Powerposing“. „Das gibt eine andere Ausstrahlung, andere Sicherheit und andere Stärke“, erklärte Heller. Auch Lachen sei eine gute Übung. Studien mit Schmerzpatienten hätten gezeigt, dass Lachen Schmerzen reduzieren kann. Und falls es mal nichts zu lachen gibt, hatte Heller noch einen ungewöhnlichen Tipp: „Beißen Sie zu – dabei spannen Sie die gleichen Muskeln an wie beim Lachen.“ Zum Schluss ihres Vortrags wünschte die Professorin den Zuhörern: „Ich wünsche Ihnen, dass Sie Eigenliebe für sich selbst mehr praktizieren und sich selbst wichtig nehmen.“ Das Streichquartett „Chilli Spontane“ begleitete die Feier musikalisch.