Würzburg (POW) Bei einer Feierstunde im Würzburger Burkardushaus hat Weihbischof Ulrich Boom am Donnerstag, 29. Oktober, Klaus Schmalzl als neuen Fachreferenten für die Ehe-, Familien- und Lebensberatung (EFL) im Bistum Würzburg sowie Albert Knött als neuen Leiter der EFL am Standort Würzburg begrüßt. An der Veranstaltung nahmen unter anderem Bundestagsabgeordneter Paul Lehrieder (CSU), Vorsitzender des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Reinhold Kuhn, Leitender Regierungsdirektor für das Sachgebiet Soziales und Jugend, Bezirksrätin Elisabeth Schäfer (CSU) und Karen Heußner (Bündnis 90/Die Grünen), stellvertretende Landrätin des Landkreises Würzburg, teil.
„Die Arbeit der EFL ist wichtig für die gesamte Gesellschaft in Unterfranken. Sie wird von der Kirche angeboten, ist aber für alle Menschen offen", betonte Weihbischof Boom, Leiter der Hauptabteilung Seelsorge. Schmalzl ist seit 23 Jahren als Ehe-, Familien- und Lebensberater tätig. Als Leiter der Stellenleiterkonferenz obliege ihm künftig besonders die Haushaltsführung für die drei Beratungsstellen in Würzburg, Aschaffenburg und Schweinfurt und der angeschlossenen Außenstellen. Außerdem sei es seine Aufgabe, die Arbeit der EFL auf Landesebene zu vertreten, betonte der Weihbischof. Knött ist seit neun Jahren EFL-Berater und leitet das rund 20 Personen zählende Team der EFL in Würzburg. „Sie kümmern sich unter anderem um die Vernetzung in das kirchliche Leben hinein, zum Beispiel in der diözesanen Arbeitsgemeinschaft Beratung", sagte Boom.
In seinem Grußwort dankte Lehrieder der Diözese Würzburg für das Engagement in der Beratung von Paaren. „Niederschwellige Hilfsangebote sind wichtig, damit Ehe und Familie bei Problemen nicht leichtfertig aufgegeben werden. Die Kinder leiden letztlich am meisten", betonte der Bundestagsabgeordnete. Ursula Zeh von der Landesarbeitsgemeinschaft Beratung attestierte dem Team der EFL im Bistum Würzburg hohe Qualitätsstandards. „Sie sind Vorreiter, zum Beispiel weil sie als Erste eine Online-Beratung angeboten haben. Aber auch, weil sie umgerechnet auf die Zahl der Gläubigen bayernweit die meisten Beratungsstunden anbieten." Lucia Lang-Rachor vom Referat Ehe- und Familienseelsorge der Diözese Würzburg wünschte eine gute Zusammenarbeit und überreichte Knött und Schmalzl einen Pack mit Bibelzitaten zum Thema „Trost und Zuversicht" sowie einen mit „Sprüchen und Psalmen". „Da Sie jeweils in Ihrer Arbeit vermutlich beides brauchen, ist das gleich ein guter Anlass, dass Sie sich untereinander austauschen", sagte sie. Im Namen der Mitarbeitervertretung überbrachten die Vorsitzende Dorothea Weitz und Gabriele Flügel Segenswünsche. Sie überreichten Sanduhren, verbunden mit dem Wunsch, dass Knött wie Schmalzl immer Zeit haben mögen, Menschen und ihren Nöten Gehör zu schenken.
Im Festvortrag blickte der psychologische Psychotherapeut Erhard Scholl, langjähriger Leiter der EFL in Schweinfurt, auf die Frage, welche Rolle Vergeben und Verzeihen in Paarbeziehungen haben. Einer aktuellen Studie zufolge sei nicht das „Fremdgehen" eines Partners das am häufigsten genannte kränkende Ereignis (14 Prozent aller Nennungen), sondern mit 21 Prozent das alltägliche Verhalten, „also die sprichwörtliche Kaffeetasse, die er auf dem Küchentisch stehen lässt, anstatt sie in die Spülmaschine auf den richtigen Platz zu stellen". Wichtig sei es, die Paare zu befähigen, gut miteinander ins Gespräch zu kommen. Angebote zum Gesprächstraining wie das Kommunikations-Kompetenztraining KOMKOM oder ähnliche Programme führten zu einem um 80 Prozent verringerten Scheidungsrisiko im Vergleich zu Paaren, die keine derartige Schulung durchlaufen hätten.
„Ungleich mehr Zeit und Energie nimmt die Beratung von Paaren in Anspruch, die ihre Beziehung in der Krise sehen und sich daher an unsere Beratungsstelle wenden." Sobald dabei klar werde, dass es ums Verzeihen gehe, gelte es in einem ersten Schritt klarzumachen, dass Vergeben nur gelingen kann, wenn beide Beteiligten dazu entschlossen seien. „Wenn man einen großen Stein – die Altlasten – vor dem Bauch trägt, kann man nicht die Arme für den anderen öffnen." Dort, wo Schmerz und Sehnsucht Worte fänden, die beim Gegenüber ankommen, könne Neues zwischen den beiden aufbrechen und die Glut unter der Asche sich neu entzünden.
Für die musikalische Gestaltung des Festakts sorgte Cornelius Wünsch auf dem Saxophon.