Rund fünf Jahre war er neben seiner Tätigkeit als Diözesanrichter beim Kirchlichen Offizialat Würzburg mit halber Stelle als Fachreferent unter anderem für die Geschäftsführung der Ehe-, Familien- und Lebensberatung (EFL) des Bistums Würzburg verantwortlich. Zum Januar 2020 verlässt Pastoralreferent Klaus Schmalzl (59) die EFL und wechselt mit halber Stelle in die Pfarrei Marktbreit. „Die EFL-Beratung ist das Boomgeschäft der Kirche. Deswegen hoffe ich, dass es gelingt, den Personalstand zu halten. Die Nachfrage ist jedenfalls da“, betont Schmalzl. Auch die Kirche fahre gut mit diesem psychologischen Fachdienst, der durch die Hauptabteilung Seelsorge, der er zugeordnet ist, diözesan verortet sei. Insgesamt 4669 Personen nutzten laut EFL-Statistik 2018 die Angebote, 16.681 Beratungsstunden wurden geleistet. „Die Steigerung seit 2015, als gut 4000 Menschen zur EFL kamen, ist signifikant“, betont Schmalzl.
Rund 1,7 Millionen Euro hat das Bistum im Jahr 2018 für die Angebote der EFL investiert. Mit rund 45.000 Euro an Spenden beteiligten sich Klientinnen und Klienten an den Beratungskosten, rund 150.000 Euro gaben Kommunen und Landkreis an Zuschüssen. „Außerdem werden wir durch das Bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales gefördert“, erklärt Schmalzl. Die EFL-Beratung sieht er als gesamtgesellschaftlichen Auftrag. Dennoch werde diese, anders als die Erziehungsberatung, nicht komplett staatlich refinanziert. „Hinzu kommt, dass die Paarberatung auch nicht von der Krankenkasse übernommen wird. Zu einem niedergelassenen Therapeuten gehen in der Regel nur Einzelpersonen.“ Dabei mache gerade die Paarberatung die Hälfte aller Beratungsfälle der EFL aus. Wegen dieser Herausforderung bei der Finanzierung habe ein nicht unwesentlicher Teil seiner Arbeit als Fachreferent darin bestanden, Kontakte zu öffentlichen Stellen zu pflegen und um Zuschüsse zu werben.
Als eine weitere Aufgabe bezeichnet Schmalzl das Werben um neue junge Kolleginnen und Kollegen. „Für eine größere Gruppe aus dem Beraterkreis steht in den kommenden Jahren der Eintritt ins Rentenalter an.“ Da die qualifizierende Zusatzausbildung vier Jahre dauert, mache sich bereits heute ein gewisser Fachkräftemangel bemerkbar. „Vor allem bei den Psychologen ist die Männerquote relativ gering. Nur maximal 15 Prozent der Studenten sind männlich.“
Das multiprofessionelle Team der EFL im Bistum Würzburg setze sich derzeit zu je einem Drittel aus Theologen, Psychologen sowie Pädagogen/Sozialpädagogen zusammen. Auch für diese gebe es kontinuierlich Fort- und Weiterbildungsangebote. „Mehr als die Hälfte von uns haben sich im vergangenen Jahr in emotionsfokussierter Paartherapie (EFT) fortgebildet. EFT lehrt uns, wie wichtig auch in Paarbeziehungen sichere Bindungen sind.“
Auch viele junge Paare „in der Rushhour des Lebens“ kämen zur Beratung. „Die Anforderungen sind dann auf vielen Ebenen groß.“ Die Arbeit zum Beispiel fordere immer größere zeitliche und auch räumliche Flexibilität. Hinzu kämen große Anforderungen an die Erziehung der Kinder, mitunter angespannte Finanzen, zum Beispiel in Folge eines Hausbaus, und nicht selten auch noch pflegebedürftige Eltern. „Manche Klienten sagen, dass sie ganz bewusst ein kirchliches Angebot nutzen, weil sie sich dort gut aufgehoben wissen.“
Familien- und Lebensberatung sei nicht ganz so stark gefragt. „Doch gerade in der Lebensberatung können wir mit unserem Angebot oft wichtige Überbrückung leisten“, erklärt Schmalzl. Über die Anmeldeliste gelinge es oft, innerhalb von zwei, maximal fünf Wochen einen ersten Termin zu ermöglichen. Der Vorlauf bei einem Psychotherapeuten sei wesentlich länger. 50 Minuten dauert eine Sitzung mit Einzelpersonen, 90 Minuten bei der Paarberatung. „Die Klienten merken, dass wir uns wirklich Zeit für sie und ihre Anliegen nehmen“, sagt Schmalzl, der seit 1989 EFL-Berater ist. Und durch die drei Beratungsstellen in Würzburg, Aschaffenburg und Schweinfurt mit Nebenstellen in Alzenau, Miltenberg, Bad Kissingen, Bad Neustadt, Haßfurt, Kitzingen und Lohr sei die Versorgung auch in den Regionen gewährleistet. „Keiner muss weiter als 30 Kilometer fahren, um zu einer Beratungsstelle zu kommen.“